Zum Thema Kommunikation im Autismusspektrum gibt es viele, teils widerstreitende Meinungen. Die neuere Autismusforschung zeigt jedoch immer deutlicher, dass es sich beim Autismus um eine veränderte Wahrnehmung(sfähigkeit) von Menschen handelt (Neurodivergenz). Die veränderte Wahrnehmung zeigt sich auch in der Kommunikation in mehr oder wenig starker Ausprägung. Dieser veränderten Wahrnehmung muss im therapeutischen Setting Rechnung getragen werden.
Als Fachtherapeutin für Kommunikation bei Autismus-Spektrum-Störung habe ich mich intensiv mit verschiedenen Therapieansätzen auseinandergesetzt und erlebe dies im Therapiealltag als bereichernd. Je nach Alter des Kindes, Familiensituation, Schwere der Problematik, aktuellem Sprachstand, Verhaltensbesonderheiten, Spezialinteressen etc. können verschiedene Ansätze situativ mehr oder weniger geeignet sein.
- Komm!ASS: Bei diesem Ansatz steht die Arbeit an der Wahrnehmung im Vordergrund.
- PECS (Picture exchange communication system): Der verhaltenstherapeutische Ansatz hilft Kindern mit dem Austausch von Bildkarten in Kommunikation zu kommen.
- GESPENST-Konzept: Dieses Konzept geht davon aus, dass neurodivergente Kinder eine andere Form der Sprachentwicklung durchlaufen, nämlich gestaltbasiert.
- Rhythmusbasierte Sprachtherapie: Aus meiner Erfahrung ist auch die Arbeit mit Wortrhythmus und Prosodie hilfreich beim Spracherwerb von Kindern im Spektrum.
Wichtig: Die Diagnose Autismus wird nicht in der logopädischen Praxis und auch nicht allein aufgrund einer Kommunikationsstörung gestellt. Das heißt, dass Sie bei einem Verdacht am besten immer Ihren Kinderarzt auf das Thema ansprechen sollten. Im Raum Augsburg gibt es als Anlaufstelle die Ambulanz des Josefinum oder das Autismus-Kompetenzzentrum der Caritas.
Lassen Sie mich noch eine Anmerkung festhalten:
Viele Eltern haben Angst, ihr Kind durch eine Diagnose „Autismus“ zu stigmatisieren oder in eine Schublade zu stecken. Aus therapeutischer Sicht kann ich dazu sagen, dass das Gegenteil oft der Fall ist. Durch die Diagnose können Herausforderungen, die ohnehin vorhanden sind, eine Erklärung bekommen. Sie als Eltern wissen dann, warum manche Alltagsangelegenheiten so schwierig sind. Sie können die Interaktion mit Ihrem Kind auf die besonderen Bedürfnisse einstellen mit dem Wissen, dass eben manches anders ist als bei anderen Kindern. So gewinnen Sie Handlungsspielräume und können die Familiensituation insgesamt entspannen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass therapeutische Angebote leichter und vor allem auch länger zugänglich sind. Ihr Kind kann sich auch mit einer Autismus-Diagnose hervorragend entwickeln und erhält gegebenenfalls in der Schule auch einen Nachteilsausgleich.
Die Teilhabe im Alltag wird in der Regel verbessert, wenn die Bezugspersonen wissen, was der Grund für Verhaltensbesonderheiten, kommunikative Unsicherheiten, Spezialinteressen oder schulische Herausforderungen etc. ist.
Haben Sie Fragen? Sprechen Sie mich gerne an.